Potsdamer Stange

Bei dem Bio-Potsdamer Stangenbier handelt es sich um ein goldgelbes, unfiltriertes Vollbier welches feinherb gebittert ist.
Das Potsdamer Stangenbier ist eine regionale Spezialität, die sich seit ca. 200 Jahren in der Region nachweisen lässt.
Wie haben diese Spezialität wiederbelebt, die letztmalig in den 70 Jahren hergestellt wurde.

Die Besonderheit ist, dass zusätzlich zum Gerstenmalz auch helles Weizenmalz verwendet wird, was für den besonders runden Geschmack sorgt. Durch die kalte Brauweise entstehen aber nicht so blumige, bananige Geschmacksnoten wie beim Weizenbier, sondern es bleibt vom Charakter eher ein Pilsner Bier, aber mit einer besonders runden Note.
Durch den höheren Spundungsdruck bei der Herstellung ist dieses Bier etwas spritziger und es entsteht mehr Schaum. Deshalb verwendet man zum Ausschank hohe Gläser um dem Schaum den nötigen Steigraum zu geben. Diese Stangengläser gaben dem Bier auch den Namen.

Das Potsdamer Stangenbier ist die von uns am meisten hergestellte Biersorte.

Die Potsdamer Stange
Hoch stand der steife Schaum
im letzten Drittel der hohlen Glassäule
und der Mut der Durstigen,
nebst der Oberlippe auch etwas Nase
in die knisternde Blume einzutauchen,
wurde mit einem unvergleichlich erquickenden Zug
aus der blonden Tiefe des Glases belohnt.

Das Potsdamer Stangen – Bier
Man muss nach unserer Kenntnis dieses Bier als Kräusenbier bezeichnen, das über einen hohen CO2-Gehalt verfügte.
Auf Grund der starken Schaumbildung beim Ausschank benutzte man ein hohes stangenähnliches Glas,
worauf letztlich die Bezeichnung zurückzuführen ist.

Rückblickend mag die Potsdamer Stange, die es sowohl in ober- als auch in untergäriger Variante gab, den erinnerungswerten Kompromiss zwischen einem hohen Schaumvergnügen und der herben Prickelbrise aus der Weißbierkruke darstellen.
Es sei noch erwähnt, dass sich die Stangenbierherstellung besonders zur Wiederverwendung von verwertbarem Rückbier, zum Beispiel aus Fasstreibern eignete.

ca. 100 Jahre alte mundgeblasene Stangenbiergläser 0,6 l

Das Potsdamer Stangen – Glas
Als Wirtschaftsglas allgemein im Gebrauch war die „Potsdamer Stange“ im 19. Jahrhundert. Die Erfindung ist jedoch älter als die Wilhelminische Epoche, sie hat ihren Ursprung viel früher, nämlich in der Potsdamer Glashütte (1674 – 1736). Es gibt zwei unterschiedliche Größen und zwei unterschiedliche Ausformungen (siehe Bild). Einmal die reine Zylinderform (rechts) und zweitens die konische Form (lings), bei der sich die Stange zum Fuß hin verjüngt. Eine wulstige Fußplatte sorgt für gehörige Standfestigkeit.
In Berlin waren die Stangengläser auch zum Trinken des Weißbieres im Gebrauch, bevor die Weißbierschalen und Klauengläser aufkamen.

Vorgänger der Stangengläser waren die stangenförmigen Humpen oder Pokale (Passglas) aus dem 15.-16 Jahrhundert, deren Inhalt oft mehr als 4 Liter fasste und deren Höhe 46 cm erreichen konnte. Oft wurden spiralförmig Glasfäden um das Glas geschmolzen (Bandwurmglas) die dem Trinkenden anzeigten, welcher Teil getrunken werden muss.
(Quelle: Märkisches Glasmuseum Neuglobsow)

Die Geschichte des Bieres Potsdamer Stange

Königsbrauerei zu Potsdam
Am Anfang der Leipziger Straße (Nr. 7-9), wo der Brauhausberg steil zur Havel abfällt, wurde 1688 ein Kornmagazin für das Proviantamt errichtet. Der Speicher l wurde ab 1716 als Königliche Brauerei eingerichtet. Auf Wunsch Friedrich Wilhelms IV. wurde die Anlage 1844 von Ludwig Persius im normannischen Burgenstil umgebaut.
Es wird berichtet, dass während der Regierungszeit des „Soldatenkönigs“ – Friedrich Wilhelm I. und des „Alten Fritz“ – Friedrich II. die Königsbrauerei zu Potsdam ein obergäriges Schankbier wegen der hohen Gläser „Stangenbier“ genannt – als festen Bestandteil der Soldzahlungen an die Soldaten lieferte.

Adelung & Hoffmann

Blechschild der Brauerei Adelung & Hoffmann

1829 begründeten die von ihren Münchener Braustudien zurückgekehrten Potsdamer W. Adelung und A. Hoffmann ihre „Bayrisch Bier Brauerey“. Sie übernahmen die bis dahin staatseigenen Braustätten am Fuß des Potsdamer Brauhausberges, die so genannte Königsbrauerei in eigene Regie und brauten das erste untergäriges Lagerbier in Preußens Residenz, führten aber auch die Brautradition des Potsdamer Stangenbieres fort.
Der Betrieb wurde später auf die andere Straßenseite (Leipziger Straße 60) verlegt.
Die Brauereiinhaber W. Adelung und A. Hoffmann ließen im Berg noch heute vorhandene unterirdische Kellergewölbe in Klinkerstein ausheben und als Eiskeller für die Brauereierzeugnisse nutzen. Aus der Zeit der Romantik stammt auch die Fassadenplastik des Gambrinus, eines sagenhaften flandrischen Königs, Zeitgenosse Karls des Großen, der als Schutzherr der Brauer gilt.

Nach 1886 werden weitere Produktionsgebäude sowie ein neuer Betrieb in der Luckenwalder Straße errichtet.

Das Potsdamer Stangenbier, wurde beschrieben als alkoholreiches, in der Flasche weiter gärendes, stark schäumendes bairisches Bitterbier, welches aus hohen Gläsern getrunken wurde.

Das erfrischende Geheimnis des von Adelung und Hoffmann kreierten Stangenbieres, bestand in einer fein ausgewogenen Mischung als Lagerbier und Kräusen, also Jungbier, die der runden Reife den prickelnden Charakter verliehen und auch der Verdauung des Genießers mitunter auf die Sprünge halfen.

Stangenbier- Etikett der Brauerei Adelung & Hoffmann in Potsdam

Kindl Brauerei Abteilung II Potsdam

Die Brauerei Adelung und Hoffmann ging Ende des vorigen Jahrhunderts in die Vereinsbrauerei Berlin über, die später in Berliner Kindl Brauerei umbenannt wurde.

Noch in den 30er Jahren wurde von der Kindl Brauerei Potsdam Stangenbier als Fass- und Flaschenware ausgeliefert.

Aber auch die Brauereien Senst, Seibert und Franz Lamm in Potsdam stellten das Stangenbier her.

Pappschild-Werbung links

Brauerei Senst Potsdam

Stangenbierglas Brauerei W. Senst A.G. Potsdam

geeicht bei 0,5 l

Vereinigte Werdersche Brauereien

Auch in Werder wurde Ende des 19. Jahrhunderts Potsdamer Stangenbier hergestellt.

Das Etikett stammt von 1902. Der Zusammenschluss der 4 Werderschen Brauereien zu den Vereinigten Werderschen Brauereien 1896 erfolgte um den Konkurrenzdruck aus Berlin und Potsdam standzuhalten. 1916 wurde Konkurs angemeldet.

Die Geschichte der Werderschen Brauereien siehe Werdersches

Etikett 15.9.02 : Potsdamer Stangenbier

Löwen – Brauerei Berlin

Potsdamer Stange – Etiketten aus der Löwenbrauerei Berlin

Ansichtskarte 1912 Gaststätte Potsdamer Stange in Berlin

VEB Getränkekombinat Potsdam

Anlässlich des 20. Jahrestages der Gründung der DDR befasste sich ein Kollektiv der Brauerei in der Einsteinstrasse mit der Wiederaufnahme der Stangenbier – Produktion im Jahr 1969.
Die Einweihung des Interhotels (heute Hotel Mercure) und der Langen Brücke fielen in diese Zeit, was sich in dem Etikett widerspiegelt.

Es wurde eine Flaschengärung in 0,5 l Flaschen durchgeführt. Nach der Auslieferung mussten die Flaschen in der Gaststätte noch eine Ruhephase bei möglichst bierfreundlichen Temperaturen durchmachen, um beim Ausschenken den Bodensatz zurückzuhalten.

In Abstimmung mit dem Handel wurden einige spezielle Gaststätten ausgewählt, die mit Stangenbiergläsern ausgestattet, den Ausschank aufnahmen.
Trotz eines durchaus vorhandenen Zuspruchs bei den Gästen ist das damalige „Stangenbierexperiment“ – so möchte ich es aus heutiger Sicht mal bezeichnen – an den genannten notwendigen Voraussetzungen sowie der Preisfrage (0,5l -1,28 M) gescheitert.

Potsdamer Stangenbiergläser DDR aus dem VEB Getränkekombinat Potsdam

Logos von DDR Stangenbiergläsern

Etiketten Potsdamer Stange, Braukombinat, später Getränkekombinat Potsdam

Berliner Kindl Braustätte Neukölln (Berlin)

Im Jahr 1977 ließ die Westberliner Kindl Brauerei das Stangenbier wieder aufleben – und zwar im Rahmen der Bewegung „Gesunde Ernährung“ als kalorienarmes Schankbier.
Das Bier war obergärig, filtriert und wurde in 0,33l Flaschen ausgeliefert. Nach ca. 4 Jahren wurde die Produktion wieder eingestellt.

 

Links: Berliner Kindl Stangenbier,
Glas mit Eichstrich bei 0,3 l

mundgeblasenes Stangenbierglas aus den 1970-ziger Jahren
geeicht bei 0,5 l oder 0,6 l,
Fassungsvermögen ca. 0,7 l,
sehr schweres, dickes Glas, 828 Gramm,
30cm hoch, 7cm Durchmesser

Aufschrift:

Berliner Kindl Brauerei AG
Abteilung II Potsdam
Braustätte des Original Potsdamer Stangenbier

Wir danken Michael Weidner und anderen Mitgliedern des Vereins für Brauereigeschichte Berlins e.V. für die freundliche Unterstützung mit Ihrem Material über die Potsdamer Stange!

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